Umweltseminar der Landesverbände Motorbootsport Rheinland-Pfalz und Hessen am 13.10.2018 beim Motor-Yacht-Club Bingen

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Rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte die Landesumweltbeauftragte des LVM-RLP zum 6. gemeinsamen Umweltseminar der Landesverbände Rheinland-Pfalz und Hessen auf dem Clubschiff des Binger Motor-Yacht-Clubs begrüßen.
Sie dankte der 2. Vorsitzenden des gastgebenden Clubs, Susanne Schlarb, für die wiederholte Ausrichtung des Seminars.
Die Landesverbände waren vertreten durch Egon Schuster (Ehrenpräsident LVM-RLP), Gisbert König (Präsident LVM-RLP), Werner Brandmüller (Vizepräsident LVM-RLP), Christel Lenarz (Präsidentin HELM) und Dr. Arno Grau (Landesumweltbeauftragter HELM).
Reinhard Fuhr nahm als Umweltreferent des hessischen Seglerverbandes am Seminar teil.

Gisbert König informierte in seiner Funktion als 1. Vizepräsident des DMYV die Seminarteilnehmer/innen über die Arbeit des Dachverbandes.
Man musste feststellen, dass nach einer Satzungsänderung dem DMYV als „Verband der Verbände“ der direkte Zugriff auf die Vereine verloren gegangen war und damit auch der direkte Kontakt zu den Skippern. Da die Informationen seitens des Dachverbandes über die Landesverbände zu den Vereinen und letztlich zu deren Mitglieder größtenteils nicht durchgängig verlaufen, entschloss man sich, wieder jährlich stattfindende regionale Ausspracheveranstaltungen anzubieten, an denen alle Skipper teilnehmen können. Auf diese Weise soll so wieder der Kontakt zu den Skippern hergestellt werden.
Auch die Kooperation zwischen DMYV, DSV und ADAC wurde weiterentwickelt.
Ein gemeinsames Forum Wassersport bedeutet Stärkung und verleiht bei Verhandlungen mit dem Verkehrsministerium größeres Gewicht.
Abschließend appellierte Gisbert König an die Vereine, sich für die Nachwuchsarbeit im Verein und in den Verbänden einzusetzen.

In ihrem Grußwort dankte Christel Lenarz, Präsidentin des HELM, dem gastgebenden Verein und hob die gute Zusammenarbeit der beiden Landesverbände hervor. Beispiele für eine gelungene Zusammenarbeit seien das mittlerweile traditionelle gemeinsame Seminar und die gemeinsame Arbeit beider Landesverbände hinsichtlich Blaues Band und LiLa-Living Lahn. Sie dankte allen Teilnehmer/innen für die ehrenamtliche Arbeit.

Polizeioberkommissar Mathias Dapprich, Abt. 3 Wasserschutzpolizei Rheinland-Pfalz referierte über das internationale Phänomen „Bootskriminalität“ und die Arbeit der dafür zuständigen Ermittlungsgruppe, deren Zuständigkeiten sind:

  • Datensteuerung/-austausch
  • Unterstützung der Landesdienststellen
  • Kontrolle der Fahndungsausschreibungen
  • Sachbearbeitung/Bearbeitung von Anfragen aus anderen Bundesländern/Ausland
  • Lehrgänge, Beschulungen, Präventionsveranstaltungen

In einer interessanten Präsentation stellte POK Dapprich die „Bootsschieberszene“ dar. Nach einer riesigen Diebstahl-Serie am Eicher See wurde 2001 die AG „Außenborder“ gegründet. In erster Linie handelt es sich um osteuropäische Tätergruppen, die vorwiegend nachts arbeiten. Wochen vorher beginnen die Täter mit dem Auskundschaften vor Ort, treten oftmals auch als potentielle Kaufinteressenten auf. Hier ist es von Vorteil, sich ungewöhnliches Verhalten oder auch KFZ-Kennzeichen zu notieren.
Bedauerlicherweise ist gerade im Bereich der Bootskriminalität die Aufklärungsquote nicht sehr hoch, was oftmals auf zeitliche Verzögerungen bei der Fahndungsausschreibung zurückzuführen ist.
Aus diesem Grund sollten die Eigentümer im Falle eines Diebstahls sämtliche wichtigen Bootsunterlagen zur Hand haben, um so der Polizei eine schnelle Fahndungsausschreibung zu ermöglichen und damit zeitnah Fahndungserfolge zu erreichen.

Mathias Dapprich verwies in diesem Zusammenhang auf das Angebot der Wasserschutzpolizei, kostenlose Gravuraktionen durchzuführen, bei denen Außenbordmotoren und Zubehör mit individuellen Gravurnummern versehen und alle Daten in einem Bootspass festgehalten werden. Im Diebstahlfall wird so das Auffinden bzw. die Zuordnung abhanden gekommener Gegenstände erleichtert.
Auch bei Bootskäufen kann sich der Käufer Informationen bezüglich der Ordnungsmäßigkeit von Boots-/Rumpfnummern einholen.
In seinen Schlussworten betonte Mathias Dapprich die Wichtigkeit des Kontaktes zwischen Wasserschutzpolizei und den Vereinen.
Eine Übersicht der WSP-Dienststellen mit Ansprechpartnern sowie die Kontaktadresse der Abt. 3 – Ermittlungsgruppe der Wasserschutzpolizei Rheinland-Pfalz werden auf der Homepage des LVM-RLP veröffentlicht.
In Hessen ist der Sitz der Ermittlungsgruppe im Mainz-Castell.

Im zweiten äußerst interessanten Vortrag des Seminars stellte der Technische Vertriebsleiter der Firma WM aquatec, Tobias Stiebler die Firmenprodukte zur Wasseraufbereitung und Wasserhygiene im Bereich Wohnwagen/Wohnmobil und Boot vor.
Insbesondere die Wasserqualität auf Reisen stellt ein Problem dar.
Trinkwasser bedeutet nicht gleich keimfreies Wasser. Selbst in Deutschland sind nach der aktuellen Trinkwasserverordnung, trotz eines sehr hohen Qualitätsstandards, 100 KBE (keimbildende Einheiten: Bakterien, Pilze, Hefen, etc.) pro 1ml Trinkwasser erlaubt.
Durch Speicherung von Wasser in Frischwassertanks, Schläuchen und Boilern (Stagnationswasser) und Einflüssen wie z.B. Hitze vermehren sich Bakterien rasant. Auch sind marode Leitungen von „Wassertankstellen“ auf Campingplätzen und in Bootshäfen - oft in Verbindung mit unzureichenden Wasseraufbereitungsstandards, insbesondere in Südeuropa oder auch außerhalb Europas - ein Problem. Dies bestätigt die Tatsache, dass bis zu 80 % der Reisekrankheiten auf den Gebrauch und Verzehr von verunreinigtem Wasser zurückzuführen sind.

Für Keime ist der Frischwassertank wie ein „großer Swimmingpool – Hineinspringen und Wohlfühlen“. Schon nach wenigen Stunden vermehren sich Keime und Bakterien, erkennbar meist an einem schleimigen Film (Biofilm) an der Innenseite des Frischwassertanks oder der Leitungen.
Im Bereich der Wasserkonservierung bei Reisen, sowie bei Standzeiten hat sich das Silbernetz bewährt. Durch automatische Dosierung von reinen Silberionen schützt es das Frischwassersystem – bei jeder neuen Tankfüllung - vor einer Biofilmbildung und das Frischwasser vor Verkeimung.
Für Aluminiumtanks, die eine Unverträglichkeit mit Silber aufweisen bietet die Firma ein Produkt an, das gleichzeitig konserviert und desinfiziert.
Folgende Hygiene-Tipps sollten Bootsbesitzer beachten:

  • Jährliche Reinigung, Entkalkung und Desinfektion des gesamten Frischwassersystems ausschließlich Produkte verwenden, die zur Anwendung in Trinkwasser/Trinkwassersystemen vorgesehen und geeignet sind (keine Gebissreiniger o.ä. verwenden!)
  • Konservierung des Wassers in Mittel- und Nordeuropa
  • Zusätzliche Desinfektion des Wassers außerhalb Mittel- und Nordeuropas
  • Befüllschlauch nur für Trinkwasser verwenden
  • ausschließlich für Trinkwasser zertifizierte Schläuche verwenden
  • die ersten Liter Wasser aus Leitungen und Zapfstellen nicht in den Tank füllen (Keimgefahr durch Stagnationswasser)

(Quelle: Produktbroschüre WM aquatec ...Wasser weltweit www.wm-aquatec.de)

Werner Brandmüller stellte die Inhalte eines Bewirtschaftungsplanentwurfs für Natura 2000-Gebiete vor. Der Entwurf der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD) bezieht sich auf das FFH-Gebiet Rheinniederung Mainz-Bingen und das VSG Rheinaue Bingen-Ingelheim.

In diesem Plan geht es um Erhaltungs- bzw. Wiederherstellungs- sowie Verbesserungsziele und Maßnahmen.
Die im Entwurf dargestellte Ziele beschreiben die notwendigen Maßnahmen zum Erreichen eines günstigen Erhaltungszustands für die Arten und Lebensraumtypen im Natura 2000-Gebiet.

Zum Erreichen der im Schutzgebiet definierten Erhaltungsziele sind beispielsweise folgende Maßnahmenkomplexe für die Bereiche Auwald, Altarme und Rheinseitenarme definiert:
Im Auwald (Hartholz- und Weichholzauenwälder) sollte der Schwerpunkt auf der Erhaltung und Wiederherstellung strukturreicher, alt- und totholzreicher und störungsarmer Altbaumbestände mit teilweise urwaldartigem Charakter liegen.
Zum Zweck des Vogelschutzes sollten insbesondere in Abschnitten mit hoher Brutdichte der Greifvogelarten, Ruhezonen ausgewiesen und dauerhaft beruhigt werden. Dazu sind vorhandene Freizeitnutzungen auszulagern und Wege und Pfade rückzubauen, um Störungen in der Brutzeit zu vermeiden. Durch die Verlagerung von Freizeitaktivitäten, der Beruhigung der Uferzonen können der günstige Erhaltungszustand wiederhergestellt und die Artvorkommen gesichert.
Insbesondere letzteres Ziel könnte erhebliche Auswirkungen auf den Bereich der Sportschifffahrt haben.
Aus diesem Grund fand ein vom LVM-RLP angestrebtes Gespräch mit dem Leiter der Abteilung Raumordnung, Naturschutz und Bauwesenbei der SGD Süd statt, um die Belange der Sportbootfahrer darzulegen, für die die Rheinauen/Altrheinarme einen hohen Stellen- bzw. Freizeitwert haben. In dem Gespräch wurden auch die Möglichkeiten ansässiger Vereine/Sportbootfahrer erörtert, die zum Erreichen der Erhaltungsziele beitragen können. Beispielsweise:

  • das Befahren der Altrheinarme von Oktober bis März einschränken
  • Geschwindigkeitsreduzierung auf 6 km/h
  • Uferabstand 10 Meter
  • Anleinpflicht für Hunde
  • Mähzeiten reduzieren
  • Pflanzung heimischer Baumarten

Im anschließenden Rundgespräch wurde der Wunsch geäußert, „Allgemeine Befahrens-Tipps“ für die Rheinauen zu erarbeiten und auf der Homepage des LVM-RLP zu veröffentlichen.
In seinem anschließenden Vortrag berichtete Werner Brandmüller über die bisherige Entwicklung des Bundesprogramms „Blaues Band“ (www.blaues-band.bund.de) und dem Pilotprojekt Lahn (www.lila-livinglahn.de).
In mehreren Workshops zum Lahn-Projekt, an denen jeweils Vertreter/innen der beiden Landesverbände teilgenommen hatten, wurde Ziele definiert (z.B. durchgängige Befahrbarkeit ab km 70, Ausbau und Modernisierung der Infrastruktur, Erleben intakter Natur von Wasser und Land aus ...), die in der Abschlusskonferenz im Juni 2018 vorgestellt wurden. Bei dieser Konferenz war der Wille zur Zusammenarbeit der unterschiedlichen Interessensgruppen bzw. einen gemeinsamen Konsens zu finden spürbar. Die Bewertung und Analyse der Workshop-Ergebnisse steht nun an.
Werner Brandmüller appellierte an die Vereine und deren Mitglieder, die Lahn zu „nutzen“, denn letztendlich wird ein Fluss, wenn es um Investitionen geht, auch an seiner Nutzung gemessen.
Abschließend warb Brandmüller bei den Teilnehmer/innen für eine Mitgliedschaft im Bündnis „Pro Lahn“, um so nach außen eine Identifikation mit dem Projekt darzustellen.

Zum Abschluss des Seminars informierte Anne Hochreuther über die Ausschreibung zur Blauen Flagge 2019 bzw. über Änderungen.
Nähere Ausführungen machte die Landesumweltbeauftragte insbesondere zu den Punkten 8, 9 und 22 der Ausschreibung, bei denen es in erster Linie um Begriffe wie Umweltpolitik, Umweltplan, Umweltmanagementsystem und Umweltaudit geht.
Neben den Begrifflichkeiten umfasste ein Handout ein Organigramm zum Umweltmanagement, Grundlagen der Umweltpolitik eines Vereins, einen Vorschlag für einen Umweltplan sowie Beispiele für Maßnahmen zum Umgang mit den Umweltgütern.
In der anschließenden Diskussion war man sich einig, dass die derzeitige Ausschreibung zur Blauen Flagge eher an größere Marinas gerichtet sein sollte. Vereine, die überwiegend auf der Basis des Ehrenamtes geführt werden, stoßen in Bezug auf die geforderte Dokumentation ihrer Umweltarbeit oftmals an Grenzen. Viele der Teilnehmer/innen äußerten die Befürchtung, künftig nicht mehr allen geforderten Punkten gerecht werden zu können.
Hier sahen die Anwesenden Handlungsbedarf für die Verbände bzw. den DMYV.


Bericht: Anne Hochreuther
Bilder: Werner Brandmüller


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